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Stalag VII A: Zeitzeugen

Kriegsgefangener S.C.M.

Arbeit in der Lagerpost

"Ich bin erst seit kurzem Mitglied der amerikanischen Organisation ehemaliger Kriegsgefangener und habe erst danach Ihre Webseiten entdeckt. Ich war von Ende 1944 bis zur Befreiung im Frühjahr 1945 als Kriegsgefangener in Moosburg. Dienstags, donnerstags und samstags arbeitete ich in der Lagerpost, montags, donnerstags und samstags fuhr ich - als Unteroffizier - im Güterwaggon nach München, um einen einfachen Soldaten (Private) vom seinem sechstägigen, unaufhörlichen Arbeitseinsatz zu entlasten.

Es hat mich überrascht, aus Ihrem Lagerplan zu erfahren, daß es so etwas wie ein Frauenlager, eine Rotkreuz-Baracke, ein Theater, ein Sportgelände und andere Annehmlichkeiten gab, die wir nie zu Gesicht bekamen.

Ich war natürlich zusammen mit anderen amerikanischen und britischen Gefangenen untergebracht, die alle einfache Soldaten oder Unteroffiziere (keine Offiziere) waren, und konnte einige Tage in der Woche in der Lagerpost arbeiten. Der Verantwortliche dort war (soweit ich das sagen kann) ein netter älterer Herr. Wir Gefangene hatten einen Spitznamen für ihn. Wir nannten ihn Spatzenhirn (pea brain), und er hat sich nie beschwert, obwohl er, glaube ich, genug Englisch verstand. Zumindest was mich betrifft, war das nicht beleidigend gemeint. Es war ein schwacher Versuch, ihm klar zu machen, daß wir verstanden, daß er nur seine Arbeit machte, so wie wir unsere.

Wir waren ständig damit beschäftigt, die eingehenden Briefe an die Gefangenen zu sortieren, und sie für den Verteiler herzurichten, den wir allerdings nie sahen. Die Arbeit half uns, die langen Stunden zu vertreiben, die wir darauf warteten, daß unser Schicksal bestimmt würde.

An anderen Wochentagen, wenn ich keinen Postdienst hatte, meldete ich mich freiwillig zum Arbeitseinsatz in die Stadt München. Ein Kamerad, mit dem ich die Koje teilte, ein einfacher Soldat (Private) der US-Infanterie, war ein sehr großer junger Mann und nicht in der Lage, die langen Stunden, den Proviantmangel und die Härte der täglichen Fahrten in die Stadt auszuhalten. Immer wenn er unbedingt einen Tage Ruhe brauchte, nahm ich seinen Platz ein, obwohl ich als Stabsfeldwebel (Staff Sergeant) der US-Infanterie nicht zur Arbeit verpflichtet war. Auf diese Weise kam ich mit allerlei deutschen Zivilisten in Berührung, die ich im Großen und Ganzen so empfand wie die Leute bei mir zuhause. Was für eine traurige Zeit in der Geschichte unserer beider Länder.

Schließich, an einem Sonntagmorgen, dem 29. April 1945, hörten wir eine laute Explosion, die ganz ähnlich klang wie ein 105-Millimeter-Panzergeschütz. Und tatsächlich rollte ein US-Panzer durch das Lager, einfach die Hauptstraße entlang. Amerikanische GIs hingen förmlich daran und schwenkten ihre M-1-Gewehre in der Luft. Wir waren gerade befreit worden, und ich werde diesen Tag nie vergessen.

Am nächsten Tag konnte ich mich frei im Lager bewegen und ging noch einmal zur Post, um nachzusehen, was es mit dieser lauten Explosion auf sich hatte. Das Postamt war von einer 105-Millimeter-Granate getroffen worden, und eine Wand war völlig weggesprengt. Die ein- und ausgehende Post lag überall verstreut umher, und der kleine Tisch, an dem zwei von uns Seite an Seite die Post sortierten, war zertrümmert. Wären die Befreiungstruppen nur einen Tag aufgehalten worden, wäre ich heute wahrscheinlich gar nicht hier, um diesen Erlebnisbericht zu schreiben. Kriegsschicksale!

Ich habe andere Berichte über den Befreiungstag gelesen, in denen von Gewehrfeuer und sogar von Flugzeugen in der Gegend die Rede ist, aber erinnere mich an nichts davon. Ich bin heute, nach so langer Zeit, nicht sicher ob diese Dinge passierten oder nicht. Ich weiß jedoch, daß wir von diesem Zeitpunkt an keinen deutschen Wachmann oder anderes deutsches Personal mehr sahen. Ich vermute, sie sind alle gefangengenommen worden.

Weil ich gerade davon spreche, daß wir kein deutsches Personal sahen: wir sahen auch kein amerikanisches. Es gab keine Essenslieferungen, keine Rotkreuz-Pakete, keine Informationstreffen und überhaupt keinen Hinweis darauf, wann und wie wir nach Hause geschickt werden sollten. Das ging so eine ganze Woche, und, glauben Sie mir, die Verpflegung wurde zur Hauptsorge. Zu diesem Zeitpunkt verließen ich und ein anderer Freund - mein Kojengenosse war schon zu schwach dazu - das Lager und gelangten in die kleine Stadt Moosburg. Unsere Erlebnisse dort, die Leute, die wir trafen, und schließlich unsere Reise zur französischen Küste - das alles ist eine andere Geschichte, von der ich nicht sicher bin, ob ich sie erzählen soll. Vielleicht später einmal..."

Anfang Quelle:

  • E-Mails von S.C.M., USA, an Moosburg Online, Dezember 1998, Januar 1999

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