Internierungslager: Zeitzeugen |
Donald Wilson |
Als "Escort" im InternierungslagerUS-Tourist auf den Spuren seines Vaters unterwegs - Erinnerungsstücke fürs MuseumVon Walter BeerMoosburg. Auch sechzig Jahre nach Kriegsende kommen noch Besucher aus Amerika, um den Ort aufzusuchen, wo damals die anrückenden US-Truppen ihre Landsleute aus dem Gefangenenlager befreiten. Die einstigen "Prisoners" selbst sind inzwischen schon 80 Jahre und älter. So kommt mittlerweile die zweite Generation und informiert sich über Einzelheiten aus jener Zeit, als ihre Väter als Soldaten in Europa im Einsatz waren. So fand sich kürzlich auch ein Gast aus West Virginia im Heimatmuseum ein. Ihm ging es aber weniger um Stalag VII A, als vielmehr um das Internierungslager Moosburg, in dem sein Vater Wachmann war.
David Wilson hatte sich mit einem Brief bei Bernhard Kerscher, der seit Mitte Juli das Museum leitet, für Oktober angemeldet. Der 51-Jährige, ein ausgesprochen lockerer Mann, macht derzeit einen knapp zweimonatigen Europatripp, welcher von München über Österreich, Italien und Spanien führt. Er quartierte sich im Hotel Huber ein und blieb am folgenden Tag hier, ehe er nach Linz weiterreiste. Besonders interessant an dem Amerikaner war seine Ankündigung, drei Gegenstände aus dem Nachlass seines Vaters Donald Wilson zu zeigen. Da war zum einen ein Aquarell nach einem Foto seiner Mutter Zelma Courtney, das ein Internierter gemalt hatte, ferner ein Aschenbecher, gebastelt aus Holz mit einem Blecheinsatz von einer Dose, wie sie die US-Truppen als K-Ration erhalten hatten. Beim dritten Stück handelte es sich um ein Wachsrelief mit dem Emblem der 65. Infanterie-Division, der Donald Wilson auf dem Vormarsch als machine-gunner (MG-Schütze) angehört hatte. Bernhard Kerscher konnte die Sachen nicht gleich als Bereicherung fürs Museum in Empfang nehmen. Der Besucher hatte nämlich bloß Fotos mitgebracht. Weil er so freundlich empfangen wurde, deutete er aber bei seinem Eintrag ins Gästebuch die Möglichkeit an, dass die Dinge im Original nach Moosburg kommen könnten.
In der Absicht, seinen Brief zweisprachig abzufassen, dürfte sich David Wilson, der sich inzwischen von seinem Beruf als "financial advisor" (Steuerberater) weitgehend zurückgezogen hat, eines Computers bedient haben. Die dabei entstandene drollige Übersetzung sei unseren Lesern auszugsweise präsentiert. Im Originaltext hatte es geheißen: "The second was a wood cutting which held a lid of a k-ration can which has an etching inside of it showing Moosburg und dated 1945." Dazu die Übersetzung: „Die Sekunde war ein hölzerner Ausschnitt, der eine Kappe von k-rationieren kann hielt, welches eine Radierung nach innen von ihm Moosburg zeigend und datiert 1945 hat." Da ist einiges verdreht worden, kann man mit einem Schmunzeln feststellen. Ansonsten ist zu dem Besucher festzustellen, dass er sich sehr interessiert und aufgeschlossen zeigte, vor allem bei der Betrachtung des Lager-Modells im Museum sowie der Besichtigung des Franzosen-Brunnens und der letzten Baracken in der Neustadt. Von seinem Vater, der bis 1946 als ";escort" (Bewacher) im Civi-lian Internment Camp No. 6 (Inter-nierungslager) in Moosburg stationiert war, berichtete David Wilson, dass er ein harter Typ gewesen sei. Erlebnisse bei der Befreiung der Insassen des KZ Mauthausen hätten ihn wohl geprägt. Er sei in den Jahrzehnten nach seiner Heimkehr vom Krieg nie nach Deutschland zurückgekommen. Um so anerkennenswerter ist es, dass der Sohn ernsthaftes Interesse für das Vergangene zeigt. Walter Beer Quelle:
|
Zuletzt bearbeitet am 18.11.2005 vom © Team Moosburg Online (E-Mail) - Es gilt das Urheberrecht! |