Aufgaben und Zielstellung des Kindergartens vor 50 Jahren |
Entstehung des Kindergartens.
Aufgaben und Ziele des Kindergartens heute.
Auch vor 50 Jahren sah sich der Kindergarten als eine familienergänzende Einrichtung. Im Unterschied zu heute besuchten damals in erster Linie solche Kinder einen Kindergarten, bei denen es zuhause Schwierigkeiten in der Betreuung gab. So waren vor allem solche Kinder anzutreffen, bei denen die Mutter arbeiten mußte. Nicht selten wurden deswegen auch schon Kinder aufgenommen, die noch keine 3 Jahre alt waren.
Den Eltern war es vor allem wichtig, daß die Kinder gut betreut wurden. Die Zielsetzungen, die den Kindergarten heute kennzeichnen, spielten damals eine völlig untergeordnete Rolle. Die Erziehung der Kinder fand in der Familie statt.
Für die Kinder gab es im Kindergarten einen einzigen großen Raum. Eine Trennung von Buben und Mädchen war zu jener Zeit durchaus üblich. Weil es im Kindergarten St. Pius nur eine einzige Gruppe gab, waren hier Buben und Mädchen gemischt. Auch eine Altersmischung war gegeben.
Damals gab es nur Ganztagesgruppen. In der Regel gingen die Kinder über Mittag nach Hause und kamen dann am Nachmittag wieder in den Kindergarten. Zeitweise gab es im Kindergarten eine Speisung. Die Aussagen darüber sind sehr unterschiedlich. Vermutlich wurde das Essen von größeren Kindern mit Gefäßen und in einem Leiterwagen vom Gasthof Pöschlbräu, der damals die offizielle Schulspeisung ausgab, geholt.
Die Freispielzeit zur damaligen Zeit muß man sich ganz anders vorstellen als heute.
Vor 50 Jahren saßen alle Kinder am Tisch, entweder auf der Bank, oder wenn man Glück hatte, auf einem Stühlchen. Man konnte sich sein Spielzeug auch nicht selber aussuchen, sondern bekam ein Schüsselchen mit Spielmaterial, entweder Bausteine, Steckbausteine oder Legematerial von der Kindergärtnerin zugeteilt. Hatte man Glück oder war noch früh in der Zeit, durfte man sich vielleicht etwas auswählen.
Kein Kind durfte während der Freispielzeit herumlaufen. Es wurde darauf geachtet, daß die Kinder nur leise miteinander sprachen. Wenn man das heute liest, denkt man, daß die Kinder damals streng reglementiert waren. Das stimmt auch. Der Erziehungsstil war sehr autoritär, was von den Eltern durchaus gewünscht war, denn zu Hause war das Verhältnis Kind - Erwachsener ähnlich. In der großen Gruppe, wie sie am Anfang üblich war, gab es kaum eine andere Möglichkeit, anders miteinander umzugehen.
Wurde es in der Gruppe zu laut, läutete die Kindergärtnerin mit einer Glocke und ermahnte die Kinder. Frau Stubner saß, wie zu jener Zeit üblich, an ihrem Tisch. Wenn die Kinder etwas Schönes gebaut, gesteckt oder gelegt hatten, durften sie es nach vorne bringen und vielleicht wurde es in der Vitrine ausgestellt.
Aufräumen war vor 50 Jahren nicht problematisch. Jeder hatte ja nur ein Schälchen mit Spielmaterial, da ging das Wegräumen sehr schnell.
Alle Kinder machten miteinander Brotzeit. Frau Stubner legte großen Wert auf ordentliche Tischmanieren. Deswegen hat sie auch Teller aus Bakelit für die Kinder besorgt. Diese wurden ausgeteilt und nach dem Frühstück in einer Schüssel abgespült. Sicher sprachen sie auch ein Morgen- und ein Tischgebet.
Nach dem Essen gingen alle Kinder gemeinsam auf die Toilette. Während des Vormittages durfte man nur im äußersten Notfall austreten.
Anschließend gab es für die Kinder eine Beschäftigung. Oft blieb man dabei wieder am Tisch sitzen. Manchmal wurde auch eine Gruppe zusammengeholt, denn Beschäftigungen wurden in erster Linie mit den Vorschulkindern gemacht. Sie sollten nämlich, das war ein wichtiges Ziel in der Kindergartenpädagogik, schulfähig gemacht werden, wobei Schulreife vor allem mit Disziplin, Merkfähigkeit und Handfertigkeit definiert wurde.
Gebastelt wurde damals nicht sehr viel. Es gab nicht genügend Material und, was es gab, war sehr teuer und überschritt in der Regel die finanziellen Möglichkeiten. So wurden die Kinder mit Märchen, Geschichten, Gedichten, Fingerspielen und Kreis-spielen beschäftigt, wobei vor allem letztere sehr beliebt waren.
Zu jener Zeit waren die Feste im Laufe eines Jahres wichtig. Geburtstage dagegen wurden nicht gefeiert. Weihnachten war immer ein großes Fest. Da gab es eine Vorführung für die Eltern. Die mußte natürlich perfekt sein. So passierte es, daß die Kinder bei schönstem Herbstwetter Winterlieder lernten.
Am Nachmittag gingen die Kinder oft spazieren. Zwei und zwei hintereinander, ordentlich angefaßt marschierte man zu einem Spielplatz. Gerne hielten sich die Kinder auch am Sandkasten auf. War das Wetter schlecht, verlief der Nachmittag wie der Vormittag, mit Spielen am Tisch und vielleicht ein paar Kreisspielen.
Entstehung des Kindergartens.
Aufgaben und Ziele des Kindergartens heute.
Zuletzt bearbeitet am
8. 8. 1998 von Wolfgang Müller
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