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Stalag VII A: Major Koller

Foto Koller (ca. 20 kB) Major Rudolf Koller
Stadtkommandant von Moosburg und Kommandeur des Landesschützenbataillons 512 (Wachmannschaften des Stalag VII A)

Bild: © Stadt Moosburg

Das von Koller geführte Wachpersonal des Stalag VII A war in einem eigenen Lager südlich des Gefangenenlagers untergebracht (Lageplan).

Der folgende bewegte Nachruf erschien in der Moosburger Zeitung vom 21.6.1968:

Rudolf Koller und Moosburg 1945

Würdigung eines verdienten Mannes - Von August Alckens

Moosburg. Rudolf Koller ist tot! Die Landshuter haben am offenen Grab seine Verdienste um seine Vaterstadt gebührend gewürdigt. Auch Moosburg hat hinreichend Grund, seiner in Dankbarkeit zu gedenken, ist doch seine Person aufs engste mit der Geschichte jener schicksalschwangeren Wochen und Monate der Jahre 1944 und 1945 verbunden.

Koller bekleidete in dieser Zeit den verantwortungsvollen Posten des Kommandeurs des Landesschützenbataillons 512 und des Stadtkommandanten. Ihm oblag der militärische Schutz der Kriegsgefangenen des Stalag VII A; er war verantwortlich für das Verhalten der Landesschützen, die oft auf einsamen Posten in entlegenen Dörfern die zum Arbeitseinsatz kommandierten Kriegsgefangenen bewachten. Und dies zu einer Zeit, da durch die fortgesetzten Luftangriffe nur allzu häufig die Telefonverbindungen abgerissen waren, da Tieffliegerangriffe oft den Verkehr auf den Straßen fast zur Unmöglichkeit machten und einzig das Fahrrad das Beförderungsmittel des Majors war.

Wer nicht verblendet war, erkannte das Heranrücken der feindlichen Front, das Ende des immer wahnwitziger werdenden Widerstandes. Wer das Glück hat, das mit peinlicher Gewissenhaftigkeit geführte Kriegstagebuch Kollers aus jenen bewegten Wochen gelesen zu haben, dem wird zur Gewißheit, daß hier der richtige Mann auf diesem exponierten Posten stand. Sein ruhiger, besonnener, konzilianter Charakter hat alle Nervosität gemeistert und ermöglicht, daß die Führung ihr Ziel, das so völlig anders ausgerichtet war als das von den. vorgesetzten Dienststellen befohlene, verwirklichen konnte. Er konnte dies, weil er in seinen Untergebenen den Mitmenschen achtete und doch stets der achtungsgebietende Vorgesetzte blieb.

Oberst Burger als Lagerkommandant und Major Koller waren sich einig, daß der befohlene Ausbau einer Verteidigungslinie Isar-Amper-Glonn ein Verbrechen darstellte, daß die Widerstandsversuche zurückgehender SS-Gruppen nichts als unnötiges Blutvergießen bedeuteten. Dagegen anzukämpfen, die strikten Befehle zu sabotieren und einen geheimen Widerstand dagegen aufzubauen und damit Tausenden das Leben zu retten, die Stadt vor sicherer Vernichtung zu bewahren: das war die Aufgabe deren Durchführung eiserne Kraft zielbewußten Willen und Entschlossenheit erforderte.

Rudolf Koller hat die schwierigen Unterhandlungen mit den zurückgehenden Einheiten und ihren Führern geführt, sie zum Ausweichen über die Isar veranlaßt, Widerstandsnester die den Kampf gegen die anrückenden Amerikaner aufnehmen wollten, beseitigt, sein Möglichstes getan, um sinnlose Sprengungen, den Einsatz des Volkssturms zu verhindern. Das ist ein Verdienst, das in jener Periode völliger Auflösung und Haltlosigkeit nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Daß die Isarbrücke in letzter Minute trotz aller Gegenmaßnahmen in die Luft flog, daß sich die Amerikaner dank der sinnlosen Widerstandsversuche an der Amper nicht an die Vereinbarungen hielten, kann den verantwortlichen Männern in Moosburg nicht zur Last gelegt werden. Man bedenke, welches das Schicksal der Stadt beschieden gewesen wäre, hätte die amerikanische Artillerie ihr Feuer eröfinet; wie stünde Moosburg heute noch vor der Welt, wäre ein Blutbad unter den Kriegsgefangenen entstanden, wenn die Front an der Amper zustande gekommen wäre. Dies verhindert zu haben, internationale Verträge bis an den Rand der Selbstaufopferung eingehalten zu haben und damit den letzten Rest deutscher Achtung beim Ausland gerettet zu haben ist wohl ein Ruhmesblatt, das dem Toten gebührt.

Koller ist mit allen seinen Landesschützen in die Kriegsgefangenschaft abgerückt. Er hat auch dies mit Gleichmut getragen wie manch andere bittere Schicksalschläge, die ihn gerade in diesen Tagen heimgesucht haben.

Was er in jenen bewegten Apriltagen 1945 getan hat, wird nie in einem Geschichtsbuch aufgezeichnet werden; es ist schon heute der Jugend nicht mehr geläufig. Und doch soll es noch einmal der Vergessenheit entrissen werden; es ist eine Dankesschuld, die alle, die heute durch das vom Krieg unversehrte Moosburg gehen, dem letzten Stadtkommandanten darbringen.

Anfang Quellen:

Bürgernetz Moosburg Online Stalag VII A Russisch
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